Im Rahmen ihrer Sommerreise hat die Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt den Heilpädagogischen Kindergarten der Lebenshilfe „Kobel & Co“ im Holzmindener Stadtteil Mühlenberg besucht. Begleitet wurde sie dabei von Ortsvorsteher Gerd Schläger und Dieter Brill, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Holzminden.

M _hlenberg
Patricia Diekmann, Gerd Schläger, Sabine Tippelt, Dieter Brill und Ulf Theiß (v.l.n.r.)

„Man könnte sagen, wir haben hier das Filetstück von Mühlenberg bekommen“, sagt Ulf Theiß und meint damit die hervorragende Lage des Kindergarten „Kobel & Co“, einer Außenstelle des Heilpädagogischen Zentrums der Lebenshilfe Holzminden. Gemeinsam mit Patricia Diekmann führte Theiß die Besuchergruppe durch die Einrichtung. Auf der Suche nach Räumlichkeiten für den Kindergarten hat sich das Team der Lebenshilfe zahlreiche Objekte angesehen, von denen ihnen keines richtig zusagte. Bei dem Haus in Mühlenberg wussten sie allerdings sofort, dass es das richtige ist. Heute ist das Haus um einen Anbau – der vor zwei Jahren errichtet wurde – erweitert worden und bietet zwei heilpädagogischen Gruppen Platz. Außerdem bietet der Anbau einen Raum für Krankengymnastik und einen für Ergotherapie. Darüber hinaus gibt es im Haus eine Küche, in der täglich Essen frisch zubereitet wird. Bei der Inneneinrichtung sowie der Gestaltung des Außenbereichs haben die Jugendwerkstätten viele Arbeiten übernommen.

„Uns ist wichtig, dass hier jedes Kind Zugang haben kann“, sagt Patricia Diekmann erklärt, dass die Kinder die verschiedensten Behinderungen haben. Die notwendigen Untersuchungen – die Voraussetzung für die Berechtigung sind, im Kindergarten einen Platz zu bekommen – werden vom Gesundheitsamt durchgeführt. Das Einzugsgebiet des Kindergartens geht von Holzminden über Boffzen bis nach Lauenförde. Die Kinder legen die teilweise sehr langen Anfahrtswege – wenn sie nicht von den Eltern gebracht werden – in Kleinbussen von ortsansässigen Taxiunternehmen zurück. Diesen Service muss die Lebenshilfe selber finanzieren.

Für die Kinder lohnt sich der weite Weg allerdings jeden Tag aufs neue. Denn jeden Tag – bei Wind und Wetter- können sie in den Wald gehen. Patricia Diekmann sagt, dass diese ständige Bewegung bei vielen der Kinder einen enormen Sprung in der Motorik zur Folge hat. „Es gibt einen erkennbaren Unterschied zwischen Kindern, die schon ein Jahr bei uns sind und Kindern, die neu zu uns kommen“. Förster Andreas Helms ist ebenfalls regelmäßig dabei, wenn die Kinder im Wald sind. Er lädt sie oft ein, bei verschiednen Sachen die er während seiner Arbeit macht, dabei zu sein. Überhaupt ist das Verhältnis des Kindergartens zu den Mühlenbergern ausgezeichnet. „Mühlenberg ist etwas ganz besonderes“, sagt Diekmann. „Hier kommen die Leute zu uns, bringen uns Äpfel oder machen gemeinsame Aktionen mit uns“. Eine dieser Aktionen ist der Mühlenberger Weihnachtsbaum. Unter dem Motto „Miteinander leben“ stellten die Einwohner letztes Jahr in der Ortsmitte einen Weihnachtsbaum auf. Das besondere an diesem Baum jedoch ist, dass sich an ihm 24 kleine Päckchen befinden, in denen Geschenke auf die Kinder warten. Diese können sich dann in der Weihnachtszeit jeden Tag auf den Weg zu dem Baum machen und eines der – von den Einwohnern gespendete – Geschenke öffnen. Das macht nicht nur den Kinder Spaß, sondern auch den Einwohnern. „Wir Mühlenberger sind stolz auf unseren Kindergarten. Er gehört hier her und er gehört zu uns“, sagt Ortsvorsteher Gerd Schläger. Ulf Theiß pflichtet ihm bei und sagt: „Wir sind mit dem Ort verwachsen und das ist eine ganz wunderbare Sache.“ Die Weihnachtsbaumaktion soll ab jetzt jedes Jahr durchgeführt werden.

Zum Abschluss ihres Besuchs bat Sabine Tippelt ihre Gastgeber, ihr Kritik und Anregungen mit auf den Weg – in den Kreis- oder Landtag – zu geben. Theiß und Diekmann berichteten daraufhin von einigen Schwierigkeiten, die sich immer wieder ergäben. So sehen sie es durchaus als problematisch an, dass einige Kinder eine derart große Strecke zum Kindergarten zurücklegen müssten. Auch das Inklusionsgesetz ist nach Meinung von Ulf Theiß noch nicht ganz ausgegoren. „Da muss noch nachgebessert werden“, so Theiß. Schwierig wird es auch, wenn die Kinder in das Schulalter kommen und spezielle Schulen besuchen müssten, die es im Landkreis Holzminden nicht gibt. „Wenn ein Kind nach Göttingen in die Schule gehen muss, ist die Anmeldung äußerst problematisch, da den Kindern die in Göttingen leben der Vorzug gegeben wird. Hier muss es neue Kooperationsverträge zwischen den Landkreisen geben“, so Diekmann. Im Bereich des Sprachheilkindergartens ist es zu einer Verschärfung der Finanzierung durch Landesgesetzgebung gekommen und zwar zuungunsten der heilpädagogischen Kindergärten.

Sabine Tippelt dankte Patricia Diekmann und Ulf Theiß für die Führung und das offene Gespräch. „Ich habe heute sehr viele Eindrücke und Anregungen mitgenommen, die ich in meine Arbeit auf Kreis- und Landesebene einbringen werde. Was mich besonders freut, ist das tolle Miteinander zwischen den Mühlenbergern und ihrem Kindergarten. Daran haben Herr Theiß, Frau Diekmann und Gerd Schläger sehr großen Anteil.“

Im Anschluss an den Kindergarten besuchte Sabine Tippelt noch die Freiwillige Feuerwehr Mühlenberg.